Wie ein System starke Frauen klein hält

 

Es ist nicht nur der Fall Brosius-Gersdorf, der mich wütend macht.
Es ist das System dahinter!


Ein System, das ich persönlich wie beruflich leider auch zu gut kenne. Ein System, das durch öffentliche Diskreditierung, durch subtile Zweifel an der eigenen Kompetenz und durch strukturell kalkulierte Machtspiele, kluge, fähige Frauen systematisch kleinhält, zermürbt oder in die Knie zwingt!

Das Kalkül des Schweigenmachens

Wie gesagt, auch ich kenne diese Dynamiken, wo über Jahrzehnte in meine Richtung kalkuliert wurde, dass ich schon einknicke, still bleibe und die Dinge am Ende einfach "laufen lasse", weil der Preis für mich zu hoch wäre. In den allermeisten Fällen passierte das auch, weil die innere Stimme "Lass es, bringt eh nichts." immer lauter war als die Rebellin. Ich blieb still und lernte mich anzupassen, statt für mich einzustehen. Und jedesmal war ich wütend, vor allem auf mich!

Für mich ist diese Zeit seit einer ganzen Weile vorbei, denn wer einmal verstanden hat, dass dieses Einknicken systematisch eintrainiert ist, dass es immer um Macht (vor allem darum, w e r sie w i e ausübt!) und um Muster geht, die Veränderung bewusst zu verhindern wissen, indem sie Widerstand diskreditieren, kann irgendwann nicht mehr still bleiben!

Selbstwirksamkeit trotz Angst und Preis

Für diesen Wandel brauchts allerdings Selbstwirksamkeit, die für viele von uns nur unter erschwerten Bedingungen zu erreichen ist und die leider auch nicht in einem luftleeren Raum von alleine entsteht, denn sie entsteht gerade trotz Erschöpfung, trotz Angst und trotz der (An)Drohung eines sozialen, finanziellen oder persönlichen Preises. Aber sie entsteht eben auch, wenn man aufhört, Rücksicht auf ein System zu nehmen, das niemals Rücksicht auf einen selbst genommen hat.

Mittlerweile lebe ich die Haltung 'Wer einmal gelernt hat zu überleben, der hat auch das Recht für sich zu kämpfen.' Und ja, ich kenne einige dieser starken Frauen, die erst durch viele Täler gehen mussten und manchmal immer noch mit einem Bein im Tal stehen.

Aber fängt nicht genau hier Veränderung an? Fängt sie nicht in dem Moment, in dem wir aufhören zu glauben, dass wir alleine sind, und anfangen, uns gegenseitig die Stärke zu geben, laut zu sein, uns nicht anzupassen, und aufhören, vorsichtig an die Tür unserer Rechte zu klopfen und uns nicht mehr für alles zu entschuldigen?

Kein System dieser Welt hat sich jemals von selbst verändert!

Der Anfang wäre zumindest schon mal gemacht, wenn wirs lassen, uns dafür zu schämen, dass wir für uns und unsere Rechte einstehen. Bisschen lauter und unbequemer als bisher und vor allem ohne Kompromisse!

Und da wären wir bei meinem "Lieblings"wort: Kompromiss! Wieso wird von Frauen eigentlich ständig erwartet, dass sie Kompromisse eingehen und für Männer ist es ok, dass sie sich nehmen, was sie wollen?

Was wäre, wenn die Rollen vertauscht wären?

Was wäre anders gelaufen, wenn Brosius-Gersdorf ein Julian Reichelt gewesen wäre? Oder ein Boris Palmer, ein Uli Hoeneß, ein Lothar Wieler, ein Hubert Aiwanger oder ein Friedrich Merz?

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Veränderung beginnt nicht mit Zustimmung