Veränderung beginnt nicht mit Zustimmung
"Für deine Idee brauchts Menschen, die erkennen, dass sie notwendig ist."
Diesen Satz sagte mir gestern meine Mutter und Zack!, war da wieder diese Frage, die mir in letzter Zeit immer öfter im Kopf herumgeistert: "Was, wenns gar nicht an fehlenden Strategien oder Maßnahmen liegt, sondern an der (mangelnden) Bereitschaft, sich w i r k l i c h auf neue Perspektiven einzulassen?"
Dass das Thema Vielfalt trotz trumpscher Bemühungen bei uns nach wie vor aktuell ist und bitte auch bleiben soll, wärs trotzdem naiv zu behaupten, dass hier alles tipptopp läuft. Denn wenn wir ehrlich sind, läufts nur „tipptopp“, solange niemand fragt, wer im Diskurs w i r k l i c h mitredet und wers nicht darf (!), wer davon profitiert und wer nicht, und welche Strukturen am Ende umgedacht und wer eigentlich zurückstecken müsste, damit sich endlich mal etwas (ver)ändert.
Denn sobald diese Fragen auftauchen (besonders die letzte), wirds entweder ungemütlich oder Gespräche kippen oder ein subtiler Widerstand macht sich breit, wenn sich nämlich zeigt, dass Vielfalt meistens genau dort aufhört, wo eigentlich Machtverhältnisse hinterfragt werden müssten.
Aber warum ist das so,
▫️dass Menschen sich für Gerechtigkeit nur so lange stark machen, solange ihre eigenen Überzeugungen unangetastet bleiben,
▫️dass Organisationen Diversität feiern, aber keine nachhaltigen strukturellen Veränderungen zulassen,
▫️oder dass Diskurse stattfinden, die von Vielfalt sprechen aber am Ende des Tages andere Erfahrungen und Perspektiven nicht aushalten?
Ich frag mich wirklich, was wir für ein Verständnis von Veränderung haben,
wenn wir nur bereit sind, Veränderung zu feiern, solange sie keinem weh tut? (und nein, ich plädiere hier nicht für noch mehr Schmerz 😉)
Vielleicht ist ja genau das der blinde Fleck unserer Gesellschaft.
Vielleicht sinds gar nicht die Gegner*innen von Vielfalt, die den Fortschritt aufhalten, sondern jene, die sich im Namen des Fortschritts gegen jede Irritation und jedes Unbequeme abschirmen. 🤔
Für mich beginnt Veränderung nicht dort, wo alle zustimmen. Sie beginnt da, wo jemand nicht mehr mitspielt, wo jemand unbequeme Fragen stellt, wo jemand nicht länger schweigt, obwohls leichter wäre, und wo jemand handelt, obwohls noch keinen Applaus gibt und dieser auch erstmal nicht zu erwarten wäre.
Letztlich ist die entscheidende Frage für mich nicht, ob die Gesellschaft (schon) bereit ist. Die entscheidende Frage ist, wer w i r k l i c h bereit ist, nicht länger zu schweigen und zu warten? (Die Antwort meiner Mutter: Mach dein Ding und such dir Verbündete!)
Und ja, manche Ideen scheinen auf den ersten Blick ihrer Zeit voraus aber haben nicht alle großen Veränderung dieser Welt dort angefangen, wo Menschen bereit waren, t r o t z d e m loszugehen? 😎🤌🏼