Echte Führung braucht keine Abhängigkeit
Es gibt Zusammenarbeiten, die scheitern nicht plötzlich, sondern entwickeln sich Stück für Stück auseinander, und zwar nicht, weil der Wille fehlt, sondern weil Werte nicht kompatibel sind, Kommunikation zur Einbahnstraße wird oder Führungskräften das Bewusstsein für Verantwortung ihren Mitarbeitenden gegenüber fehlt.
Der Moment, in dem es Klick macht
In den letzten Monaten hat mich das Leben so einiges über Zusammenarbeit, Macht und Grenzen gelehrt, doch bis der Punkt kam, einen Schlussstrich zu ziehen, musste es in meinem Kopf erst 'Klick' machen.
Aus Gesprächen mit Freunden und Kollegen weiss ich, dass jeder Mensch sein eigenes Tempo hat, bis dieser Moment eintritt. Auch ich hab lange gehofft, dass sich die Situationen zu einem besseren verändern, dass Kommunikation eine klare, konstruktive Ebene findet, dass man ansatzweise dasselbe Verständnis von Zusammenarbeit, Verantwortung und Respekt teilt oder dass Gesprächsangebote nicht gemacht werden, um Kontrolle oder das Zurechtrücken der eigenen Geschichte zu gewährleisten.
Leider ist nichts in diese Richtung passiert, und ja, das hat weh getan! Gleichzeitig bin ich für diese Erfahrungen heute auch dankbar, denn ohne sie hätte ich immer noch kein Gefühl für die Kommunikation von Grenzen oder dem Bewusstsein darüber, wie deutlich der eigene Körper auf Dinge reagiert, wenn etwas nicht stimmt oder wie gut sich Klarheit anfühlt, auch wenn sie unbequem ist. Und wahrscheinlich würde ich mich auch immer noch in der Verantwortung sehen, Machtverhältnisse in Räumen ausbalancieren zu müssen, in denen sich Teams hierarchieübergreifend eigentlich (!) mit Haltung, Respekt und Klarheit begegnen sollten.
Verantwortung heißt mehr als Ergebnisse abliefern
Wer Menschen für ein Projekt begeistert und sie für eine Zusammenarbeit gewinnt, trägt Verantwortung, und zwar nicht nur für den Inhalt, das Projekt und die angemessene Entlohnung, sondern auch für die Versprechen, den Rahmen und die Beziehung. Und hier sind weder Vertrauen noch fehlende Kompetenzen das Problem, sondern die fehlende Klarheit in Kombination mit unausgesprochenen Machtverhältnissen, die für Mitarbeitende zum Verhängnis werden, ebenso wie der Mangel an Verantwortung, den ich bei Führungskräften leider regelmäßig beobachte, wenn es darum geht, Räume zu schaffen, in denen ihre Mitarbeitenden freiwillig bleiben möchten.
Wer dieser Verantwortung nicht gerecht wird, verliert im schlimmsten Fall zuerst loyale Mitarbeitende, dann Vertrauen, und irgendwann auch seine Glaubwürdigkeit.
Deshalb könnte es sich vielleicht lohnen, wenn Führungskräfte in der nächsten Konfliktsituation mal nicht nur auf die Leistung der Mitarbeitenden schauen, sondern auch auf die Beziehungsebene. Denn auf dieser Ebene zeigt sich oft am deutlichsten, was zwischen den Zeilen gesagt wird bzw. was schon längst nicht mehr gesagt werden kann.