"Falsche" Fragen gibt es nicht!

 

Das Phänomen nennt sich verlernte Gesprächskultur.


Wir reden viel über Haltung, über Perspektivenvielfalt und über Fehlerfreundlichkeit aber niemand sagt: 'Frag ruhig', auch dann nicht, wenn das Nicht-Wissen wie ein riesengroßer Elefant im Raum steht und Angst hat, "nicht korrekt genug" zu fragen.

Wenn Angst Gespräche erstickt

Es vergeht kaum ein Tag, wo ich nicht beobachte und was auch der Anlass für diesen Beitrag ist, wie immer mehr Menschen schweigen, aus Angst, jemanden zu verletzen, aus Angst, falsch verstanden zu werden, oder aus Angst, für ihre Frage gerügt zu werden.

Aber wenn wir uns trauen, nicht alles zu wissen, wenn wir Fragen stellen, ohne vorher Checklisten abzuarbeiten, wenn wir Unsicherheit nicht verstecken, sondern teilen, dann sorgen wir für Begegnung. Oder ist unsere innere Zensur so stark, dass der Impuls zu einer Frage gar nicht erst entstehen kann?!

Falls ja, was ich ehrlich gesagt glaube, ist das keine Kleinigkeit und das bereitet mir große Sorge! Denn, wenn wir aufhören zu fragen, hören wir auf zu verstehen. Und wenn wir aufhören zu verstehen, verlieren wir das, was uns als Menschen ausmacht, nämlich Neugier, Beziehung und Entwicklung.

Räume, in denen jede Frage Platz hat

Ich glaube, wir brauchen dringender denn je Räume, in denen alle Fragen gestellt werden dürfen. Ohne Shame-Game, ohne Schubladen und ohne Erklärzwang, dafür mit echtem Interesse, echtem Zuhören, echter Sprache und vor allem mit Wohlwollen!

Diese Räume gibt es, und egal, wo ich bin, ich versuche mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln, genau diese Räume möglich zu machen. Ob in meinen Workshops oder Coachings. Diese Räume hatten und werden auch nie den Anspruch haben perfekt zu sein, denn Perfektion ist das, was uns Menschen ebenfalls trennt. Meine Räume haben den Anspruch offen und echt zu sein, und nicht selten fangen in diesen Räumen die besten Gespräche mit genau diesen Worten an: "Ich weiß nicht, ob ich das so sagen darf, aber …"

Meine Antwort: Du darfst und du sollst.

In einer Welt, die auf Verbindung, Verständnis und Verständigung setzen möchte, existieren weder dumme Fragen noch dumme Fragezeichen. Nur unwissende Ausrufezeichen, ängstliche Kommas oder stressbedingte Punkte. Und die sorgen letztlich nur dafür, dass das, was wir überall in Organisationen, Freundeskreisen oder Social Media Plattformen tagtäglich sehen, so ist, wie´s ist. Polarisierend, trennend und nicht sonderlich menschlich oder zielführend.

Im Grunde sind ungestellte Fragen nichts anderes als verpasste Chancen und deshalb sollten sie gestellt werden, auch wenn das Herz dabei ein bisschen klopft. Vielleicht beginnt genau dort ein Gespräch, das gebraucht wird und vielleicht ist euer Fragezeichen genau das, was jemand anderes auch denkt, sich aber nicht traut zu fragen.

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Echte Führung braucht keine Abhängigkeit

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Wer Grenzen setzt, entzieht nur den Zugriff auf die eigene Verfügbarkeit