„Null Gehalt. Aber ganz viel Lohn.“

Ich stehe am Gleis und warte auf die Straßenbahn, als mein Blick zum Info-Screen wandert. Mit großen Buchstaben wirbt eine Einrichtung der evangelischen und katholischen Kirche für mehr helfende Hände: „Null Gehalt. Aber ganz viel Lohn.“

Ich spüre, wie der Ärger langsam in mir aufsteigt, denn diesen inneren Konflikt trage ich schon seit vielen Jahren mit mir herum, halte ihn aber oft zurück. Schließlich ist ehrenamtliches Engagement ja ohne Zweifel ein wertvoller Bestandteil und eine tragende Säule unserer Gesellschaft.

Doch gleichzeitig erlebe ich immer mehr, wie Ehrenamt - gerade in sozialen Bereichen - oft idealisiert und kaum noch hinterfragt wird. Natürlich: Ohne die vielen Stunden freiwilliger Arbeit wären diese Bereiche nicht denkbar. Aber es wird oft übersehen, dass Ehrenamt nicht nur eine noble Geste ist, sondern in vielen Fällen dort einspringt, wo der Staat seine Verantwortung abgibt. Statt nachhaltige Lösungen für soziale Probleme zu schaffen, wird auf die Freiwilligkeit der Zivilgesellschaft gebaut.

Und das darf nicht sein!

  • Wäre es nicht endlich Zeit für einen Perspektivwechsel?

  • Sollten wir nicht die Debatte übers Ehrenamt kritisch öffnen dürfen

  • Wie kann freiwilliges Engagement gefördert werden, ohne strukturelle Ungerechtigkeiten zu verstärken?

  • Darf Ehrenamt tatsächlich der Ersatz für fehlende staatliche Verantwortung und Lösungen sein?

Ehrenamt mag kurzfristig hilfreich sein, doch langfristig führt es leider oft zu einer ungleichen Verteilung von Belastung und zu Risiken wie Altersarmut. Denn wer zahlt am Ende den Preis, wenn kein Gehalt gezahlt wird?

Wer sich freiwillig engagiert, sollte entweder bereits ein sicheres Einkommen haben oder von den Organisationen, die vom ehrenamtlichen Engagement profitieren, fair unterstützt werden. Besonders von jenen, die vordergründig „gemeinnützig“ unterwegs sind, „hintergründig“ aber durch den Einsatz sozial engagierter Menschen an Ansehen und Vermögen gewinnen!

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