Was wir wirklich fragen, wenn wir nach Namen fragen
In meinem letzten Blog-Beitrag ging es um das Thema “Namen”. Dieser Beitrag wurde zuerst auf LinkedIn veröffentlicht und ist auf sehr viel Resonanz gestoßen. Deshalb ist dieser Beitrag entstanden, um das Thema etwas zu vertiefen.
Wenn wir Menschen immer wieder nach der Herkunft ihrer Namen fragen, dann fragen wir im Subtext auch:
"Wer bist du wirklich?"
"Wie viel von dir passt ins System und wie viel bleibt draußen?"
"Was musst(est) du ablegen, um die Erwartungen anderer zu erfüllen?"
"Welche Sprache hast du dir in öffentlichen Räumen abgewöhnt, weil sonst automatisch Fragen folgen würden?"
"Wie viele Versionen von dir hast du dir angewöhnt, damit du nicht unangenehm auffällst?"
Und zwischen diesen Fragen liegt eine noch viel größere:
Wessen ‘Sein’ gilt als authentisch und wessen als 'zu viel'?
Hier wird klar: Vielfalt heißt nicht, dass alle “irgendwie” dabei sein dürfen.
Vielfalt bedeutet, die Spielregeln der Zugehörigkeit kritisch zu hinterfragen und zu sehen, wer letztlich darüber entscheidet, was als “normal” gilt und wer sich bitte anpassen soll.
Es reicht auch bei Weitem nicht mehr aus, bunte Kampagnen zu fahren, Safe Spaces einzurichten, Workshops anzubieten oder symbolische Absichtserklärungen zu unterzeichnen, wenn draußen alles beim Alten bleibt.
Und es hilft nicht, Menschen von außen mit erhobenem Zeigefinger zu belehren, was richtig oder falsch ist. Das baut neue Hürden, die niemandem, auch nicht dem Ziel größerer Vielfalt, wirklich nützen.
Wer Vielfalt w i r k l i c h ernst meint, muss aus meiner Sicht erstmal die Normalitätsfantasie hinterfragen, an der sich alle explizit oder stillschweigend messen (sollen).
Solange dieses unsichtbare Maßband nicht in Frage gestellt wird, bleibt Zugehörigkeit für viele ein fragiles Privileg statt eine gelebte Realität.